Ein Blick in ein bekanntes fremdes Land
Am Houhai
Der Kölner Künstler Heinrich Brecher bricht auf zu neuen Ufern nach Peking, einer Stadt, die grenzenlos scheint, pulsiert und wächst, modern ist und doch der Tradition verpflichtet, eine Stadt, in der in Tausenden Bars gelebt und gefeiert wird. Auch am Houhai, dem größten See der Stadt. Dort nennt Heinrich Brecher sich kurzerhand Mo, findet für sich ein Zimmer, ein Atelier, einen Galeristen, beginnt eine neue Beziehung und versucht, sich als Maler zu entwickeln.
„Am Houhai“ betrachtet nicht nur die Schaffensprozesse, die Zerrissenheit, die Krisen, den Enthusiasmus und die Freuden eines Künstlers, sondern zeigt dem Leser und der Leserin ein Land, das in aller Munde ist und das es zu entdecken gilt: China.
Der Roman des Oldenburger Autors Guido Pering, soeben erschienen im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag, ist Auftakt einer Trilogie. Und dieser nun vorliegende erste Teil trägt den Untertitel „Lichter der Stadt“. Was wohl eher ein atmosphärischer Begriff ist, der zwar sehr wohl die Lichter Pekings und insbesondere die am Houhai beschreibt, denn dort beginnt die Geschichte und kehrt immer wieder dahin zurück, wenn die Helden etwas Ruhe brauchen, etwas Erholung von der auch in China anstrengenden Welt der Kunst und Vermarktung. Er malt aber insbesondere das Bild einer Metropole im größten (und immerhin angeblich kommunistischen) Land dieses Planeten, das eine Stimmung einfängt, die wir als Europäer eher in westlichen Metropolen wie London, Paris oder New York vermuten. Gerne auch in Köln, der klischeehaft immer fröhlichen Metropole am Rhein, die in diesem Buch eine durchaus wichtige Rolle spielt, als der Protagonist Heinrich Brecher in einer persönlichen und gleichzeitig einer Schaffenskrise in die deutsche Wintertristesse zurückkehrt, um sich und seine Kunst zu finden, dort in eine lebensbedrohliche Zerrissenheit fällt, aus der er nur sehr langsam und mit der Hilfe einer sich in sein Leben und seine Arbeit drängenden Fotografin, die er auch als Frau sehr interessant findet, heraus kommt. Und es ist wohl diese Beschreibung des künstlerischen Zweifels, ja der Verzweiflung, die zwangsläufig jeden Bereich im Leben eines Künstlers oder einer Künstlerin zu erfassen, zu erleuchten und fast zeitgleich zu vernichten droht, die diese Geschichte zu einer sehr besonderen macht. Doch Brecher ist nicht nur im tristen Köln zerrissen, er ist es auch in Peking, oder Beijing, wie es der Autor in seinem Buch durchweg nennt. Was wieder zu der beschriebenen Stimmung führt, die diese Stadt für den Leser und die Leserin zu einer sehr angenehmen, pulsierenden und sehr westlichen Metropole macht. Denn in dem was die vornehmlich jungen und erfolgsorientierten Leute dort tun, ob sie nachts feiern oder am Tag in ihrem Job bestehen, besteht nicht wirklich ein Unterschied zu dem Leben, wie wir es dem Westen zuschreiben. Nur manchmal lässt der Autor einen, dann aber intensiven, Blick hinter die Kulissen zu, beschreibt er den Wandel und die Angst der Alten vor eben diesem, beschreibt er das Leben in kleinsten Gesellschaften innerhalb der riesigen Stadt, die an Dorfgemeinschaften erinnern und kein Eindringen zulassen, und Traditionen, die so mächtig sind, dass sie das Leben und Lieben der Jungen jederzeit bedrohen. So eben auch das der Protagonisten dieser Geschichte, Mo und Ye Yang, denn es wird in China schon gern gesehen, wenn eine junge Chinesin auch einen jungen Chinesen zum Freund nimmt.
Man fühlt es diesem Buch an, dass sich der Autor Guido Pering sehr ausführlich mit China und dem Leben dort befasst, dass er es oft bereist hat und die Leser an dem teilhaben lässt, was seine Augen gesehen haben. Ein Blick auf ein Land, das wir alle kennen und doch gar nicht kennen.
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Honorarfreie Verwendung, Beleghinweis erbeten,
616 Wörter; 3929 Zeichen