Manchmal obdachlos glücklich – Eine Schelmengeschichte

 Manchmal obdachlos glücklich – Eine Schelmengeschichte

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„Nickels schiebt los“ ist eine Erzählung über zwei, die auf Achse sind und oft genug ihr Bett nur draußen finden. Doch allein schon die Sache mit dem Bett geht in der Schelmerei von Herbert Kummetz ein bisschen anders als üblich. Noch weitere Dinge sind nicht typisch „obdachlos“ – einige aber schon, so dass man die Orientierung nicht verliert. Sozialpädagogisch wertvolle Lektüre ist das Buch natürlich nicht, sei zur Abschreckung gesagt. Andererseits bietet das Büchlein fast zwei Dutzend Bonus-Seiten, auf denen in aller Nüchternheit der Husumer Obdachlosenbericht 2022 abgedruckt ist. Sozusagen ein Kontrapunkt, der Melodie des Schelmengesangs beigegeben. Es ist übrigens eine „norddeutsche“ Schelmerei, Lokalitäten und sprachliche Eigentümlichkeiten unterstreichen das. Zum Plot: Der dünne Nickels ist der „alte Hase“, Itzig der „Russe“, einer der letzten Aussiedler. Ihre Freundschaft, durch Zufall am Pfandautomaten in einem Supermarkt hinter dem Nordseedeich entstanden, bekommt einen Bruch, als der ältere Itzig eine Frau belästigt. Er flieht daraufhin zu einem kleinen Zirkus, wird dort zuständig fürs Misten und Müll und verknallt sich in Roswitha, die kühne Reiterin. Nach seinem Herzanfall zieht der Zirkus ohne ihn weiter, er wird in ein Krankenhaus überwiesen. Nickels hatte sich unterdes auf den Weg in die Alpen gemacht, aber er kommt gerade über die Elbe und findet für den Sommer Unterschlupf in einem Freilichtmuseum und bei einer Leiterin, die ihn als Mann schätzt. Die Sympathie reicht bis zum Herbst. Als der Winter naht finden die Freunde einander aufs Neue. Itzig lebt inzwischen als Rollstuhlfahrer in einem Heim. Sein Kumpel macht dort den Nikolaus und findet rasch einen Weg für ein kleines gemeinsames Abenteuer, das großen Wirbel verursacht. Und ungeahnte Folgen hat ein außergewöhnliches Weihnachtsspektakel am Tag vor Heiligabend, bei dem das Regionalfernsehen fleißig Videos für den Heiligabend drehen wird. Nickels und Itzig kommen dabei groß heraus. Eine flott erzählte Schelmerei mit sympathischen Personen. Das Unerfreuliche wird wie beiläufig mit hineingemalt in diesen Bilderreigen, der Leser aber bleibt gern bei dem Märchenstück über zwei obdachlos Glückliche, die es schwer genug haben. Wer ein paar mehr dunkle Seiten des Lebens braucht, kann ja weiterblättern zum Obdachlosenbericht.

Nickels schiebt los – Eine norddeutsche Schelmerei

Dazu als Kontrast der offizielle Obdachlosenbericht 2022 aus Husum, als umfangreicher Bonus.

Rotterdam (bookmundo) 2023, 185 S.

ISBN 9 7894 0368 5762                  

EUR 9,95

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